Lohnverhandlungen im Vorstellungsgespräch

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    Sehr geehrte Forenmitglieder,

    ich möchte hier gern einmal ein paar allgemeine Fragen in den Raum stellen:
    • Welche Erfahrungen habt ihr bei den Lohnverhandlungen gemacht?
    • Woran orientiert ihr euch bei euren Forderungen?
    • Welche Argumente werden euch am häufigsten zur Reduzierung des Lohns präsentiert?
    • Habt ihr schon einmal Angebote bekommen, die über euren Forderungen lagen?
    • Wie schätzt ihr den Einfluss des Fachkräftemangels auf die Lohnentwicklung ein?
    • Haben die hohen Einwanderungszahlen Einfluss auf die Höhe der Löhne?
    Klingt vielleicht ein bissel komisch, aber als pensionierter Personalchef bin ich neugierig auf die Erfahrungen anderer Menschen. Deshalb danke ich euch jetzt schon für ehrliche Antworten.

    Viele Grüße
    Hans

  • #2
    Guten Tag Hans,
    darf ich hier auch als Unternehmer meine Meinung sagen? Ich setze das einfach mal voraus…

    Meine Erfahrungen sind, dass die Bewerber gar nicht so richtig wissen, welche Lohnforderungen angemessen sind und welche nicht. Ich hatte schon etliche Bewerber vor meinem Schreibtisch sitzen, die völlig überzogene Forderungen gestellt haben. Ich kann es mir nicht leisten, für einen Bürokaufmann, der frisch von der Schule kommt und noch keine praktischen Erfahrungen hat, 3.000 Euro und mehr brutto hinzublättern. Dafür müssen sie sich erst einmal in der täglichen Praxis bewähren.

    Ich mache bei mir immer kurzen Prozess und setze als Einstiegsgehälter das fest, was von den Gewerkschaften für die einzelnen Berufe als Mindestgehalt in den Tarifverträgen ausgehandelt worden ist. Nach dem Ende der Probezeit wird dann neu verhandelt. Bis dahin weiß ich, was mir ein Mitarbeiter aufgrund seiner erbrachten Leistung wert ist.

    Der Fachkräftemangel macht sich bei mir auf jeden Fall bemerkbar. Ich sehe aber nicht ein, dass ich Fachkräften aus dem Ausland höhere Löhne als den deutschen Fachkräften zahlen soll. Ich sehe zu, dass ich meine Fachkräfte dauerhaft halten kann. Bei mir müssen es eben keine 25-Jährigen sein. Ich weiß die Erfahrungen älterer Mitarbeiter zu schätzen, die den Betriebsablauf kennen. Abwanderungen von Fachkräften habe ich kaum, weil ich sie mit leistungsgebundenen Prämien oder Sachleistungen wie Dienstfahrzeugen der Mittel- und Oberklasse auch zur privaten Nutzung „ködere“. Das funktionierte bisher ganz gut. BerndK

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    • #3
      Hallöle ihr beiden,
      Hans, deine Fragen finde ich höchst interessant. Korrekt, bei den Bewerbern bestehen viele Unsicherheiten, die gern auch mal ausgenutzt werden. Vor allem junge Leute bekommen liebend gern genau die Argumente für Lohnkürzungen an den Kopf geknallt, die Bernd gebracht hat, so nach der Devise, da fehlen die praktischen Erfahrungen. Gerade jetzt, nachdem der Mindestlohn eingeführt wurde, haben viele Betriebe neu verhandelt. Da fielen zahlreiche Sonderleistungen weg. Ein Bekannter von mir betreut zwei Objekte als Techniker. Sein Chef hat ihm kurzerhand die bis Ende letzten Jahres gezahlten pauschalen Fahrtkosten gekillt. Noch hat der Fachkräftemangel den deutschen Arbeitsmarkt nicht in allen Branchen erreicht. Viele Unternehmer sind leider der Meinung, dass „die nächsten Bewerber schon Schlange stehen“.
      Jupp, meiner Meinung nach haben die Einwanderungszahlen Einfluss auf die Lohnhöhe. Das ist aber differenziert zu betrachten. In manchen Branchen werden die Löhne dadurch gedrückt, wie beispielsweise in den Berufen, für die sich die deutschen Arbeitslosen zu schade sind. Bei der IT-Berufen sind die Durchschnittslöhne dagegen gestiegen, weil Ausländer schlicht höhere Forderungen stellen.
      Bernd’s Ansatz mit der Fachkräftebindung finde ich gut. So weiß man wenigstens, was man hat. Was man bekommt, weiß man nicht. Meiner Meinung nach werden langjährige Berufserfahrungen in Deutschland noch nicht ausreichend gewürdigt. Das gilt für die Handwerksberufe ebenso wie für die Pflegeberufe und die sozialen Berufe. Ich habe auch Verständnis für den Lehrerstreik und den Erzieherstreik von Verdi. Diese Menschen haben so eine hohe Verantwortung und so einen hohen Stressfaktor, dass ihre Leistungen eigentlich unbezahlbar sind. Sorry, dass ich damit mal wieder etwas provoziere, aber ich sage meine Meinung so, wie ich sie denke. MfG JennyB

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      • #4
        Sehr geehrte/r JennyB und BerndK,
        ihr habt beide sehr interessante Argumente gebracht. BerndK, deine Vorgehensweise mit der endgültigen Lohnvereinbarung nach dem Ende der Probezeit halte ich für einen guten Ansatz. Dass du deine Fachkräfte „pflegst“ ist ebenfalls positiv. In der Hinsich sind erfolgreiche Unternehmen wie Google und Facebook gute Vorbilder, an denen man sich als Unternehmer orientieren sollte.
        JennyB, deine Meinung ist doch nicht provokant. Das mit den Erziehern und Lehrern sehe ich genauso. Dort kommt noch dazu, dass Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten, ihre „Arbeit im Kopf mit nach Hause nehmen“. Dass betrifft nicht nur die Lehrer, sondern tritt ebenso bei Altenpflegern, Sozialarbeitern und ähnlichen Berufsrichtungen zu. Dort sollte meiner Meinung nach auch eine permanente psychologische Betreuung angeboten werden.

        Viele Grüße
        Hans

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