Was wir Altenpfleger ertragen müssen!!!

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    So, ich muss hier mal was loswerden.

    Alle streiken und das aus gutem Grund.
    Nur wir Pflegekräfte mal wieder nicht.
    Dabei hätten wir mehr als nur einen Grund.
    Wir sind total unterbezahlt, unterbesetzt und leisten Dinge von denen ihr keine Ahnung habt.

    Ich gewähre euch Heute mal einen kleinen Einblick in unseren Beruf.
    Wir Pflegekräfte sind nicht nur zum A....abwischen da und um mit eurer Oma oder euren Opa Canasta oder Rommee zu speilen, nein wir sind dazu da eure Großeltern/ Eltern rundum zu versorgen. Das heißt morgens in aller frühe Werden die Pflegebedürftigen gewaschen oder geduscht. Aber nicht nur eure Angehörigen sind im Heim, nein es gibt auch noch viele andere Bewohner auf einer Station, die nicht aus Langeweile in so einem Heim sind. Jeder einzelne benötigt Unterstützung und Hilfe bei ganz alltäglichen Dingen des Lebens. Auf einer Station sind zwischen 20 und 30 Bewohner, der eine ist etwas Pflegeintensiver als der andere. So, und auf so einer Station arbeiten im Frühdienst ungefähr 4-5 Pflegekräfte, wenn man Glück hat. Da die Oma ja nicht nur sauber sein möchte sondern auch satt und rundum zufrieden, werden zwischen der Pflege noch schnell nach Wunsch jedes einzelnen das Frühstück vorbereitet. Dann hat eure Oma womöglich noch eine Krankheit die besondere Behandlung benötigt, die natürlich eine Fachkraft auf Anweisung eines Arztes durchführt. Das können so Sachen sein wie, Blutzucker messen und anschließend Insulin spritzen, Medikamente verabreichen, Blutdruck messen, Verbände wechseln,....etc. Einige haben jetzt schon mal durchgerechnet, wie viele Oma´s und Opa´s pro Pflegekraft im Frühdienst sind. Dann kommt noch die Zeit die einem im Nacken sitzt. Denn jeder will am liebsten als erster dran kommen und alle am besten auf einmal. Jeder hat natürlich noch seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse die wir natürlich alle erfüllen möchten. Während wir bei einer Oma grade in der Pflege sind, klingeln natürlich gern mal 3-4 Leute auf einmal, weil sie vielleicht gerade auf Toilette müssen oder etwas trinken möchten oder einfach so, weil die Klingel so schön rot leuchtet wenn man da drauf drückt. Wenn man dann seine 6-8 Bewohner im eilverfahren gewaschen oder geduscht hat, alle etwas zu essen gehabt haben und ihre Wünsche und Bedürfnisse befriedigt sind, nörgeln alte Menschen sehr gerne über uns Pflegekräfte. Sie bedanken sich zwar für alles aber wenn man ihnen den Rücken zukehrt ist man das größte Fottloch was rum läuft. Aber nicht nur verbalen Attacken ist man als Pflegekraft ausgesetzt, nein, oft werden wir auch geschlagen, bespuckt, gekratzt, getreten oder gerade wir Frauen werden sexuell von älteren Herren belästigt und es kommt zu Handgreiflichkeiten uns gegenüber. Na und wer von euch wusste bis hierher denn schon, dass nicht immer nur die armen alten Menschen misshandelt werden sondern oft und sogar noch viel öfter als man es in den Medien hört, wir Pflegekräfte Opfer unserer Bewohner sind? Das gehört nämlich zu unserem Alltag in unserem Beruf. Wir müssen uns mit Ärzten und anderen Berufsgruppen rumschlagen und nur ein Bruchteil weiß das Altenpflege eine fast identische 3 jährige Berufsausbildung ist und quasi gleichgestellt ist mit der Krankenpflege. Das war noch lange nicht alles, aber ich wette einige von euch schütteln gerade ihre Köpfe und denken, diesen Beruf würde ich eh niemals machen.

    Was wir möchten ist ganz einfach:

    Mehr Respekt und Anerkennung dem gegenüber was wir für EURE Oma´s, Opa´s, Mütter, Väter,...usw. alles leisten. Es sind für uns fremde Menschen für die wir unsere eigene Gesundheit aufs Spiel setzen (Rückenprobleme, Burn-out, Bluthochdruck und noch andere psychische und physische Erkrankungen) und unser Privatleben zurückschrauben Aufgrund von Wechseldiensten und Wochenende arbeiten und Feiertage, wo ihr mit euren lieben Zeit verbringen könnt.

    Ich hoffe ihr teilt das alle mal kräftig, sodass einigen von euch wenigstens ein bisschen die Augen geöffnet werden, was es bedeutet in der Pflege zu arbeiten.
    Und wisst ihr was? Trotz alledem lieben wir es mit Menschen zu arbeiten und sind verdammt stolz auf uns!!!

    Wem geht es noch so???

  • #2
    Sehr geehrte Ippchen von Dippchen,
    hoppla, da hat aber jemand ganz schön Frust abgelassen. ;-) Aber du hast in vielen Punkten völlig Recht. Wenn du hier einmal genauer nachschaust, wirst du ähnliche Hinweise auch in anderen Posts finden. Es ist korrekt, dass es eine erhebliche Diskrepanz zwischen den von Altenpflegern und Krankenpflegern und der Würdigung dieser Arbeit in unserer Gesellschaft gibt. Die Verantwortlichen, die bei den Versicherungen und Pflegekassen die Pflegesätze festlegen, haben leider oft keine Ahnung, wie es in der Praxis tatsächlich zugeht. Solche Entscheidungen sollten meiner Meinung nach nur Fachkräfte treffen, die selbst einmal in der Pflege gearbeitet haben. Ich weiß ja nicht, wie es bei euch gehandhabt wird, aber eine Bekannte hat mir mal erzählt, dass sie in der Nachtschicht oftmals mit mehr als einem Dutzend zu Betreuenden allein ist. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn beispielsweise zwei Pflegebedürftige in der Nacht gleichzeitig einen Kreislaufkollaps haben. Du hast völlig Recht, dass diese Zustände mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden müssen.

    Viele Grüße
    Hans

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    • #3
      Das schlimme lieber Hans ist, dass die Begutachter des MDK´s (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) Pflegefackräfte sind. Sie kontrollieren,bzw überprüfen die Pflegeintensivität des Patienten oder der Bewohner. Dann kommt noch die Heimaufsicht und kontrolliert ob wir auch alles schön dokumentieren, aber niemand schaut mal hinter die Kulissen. Niemand interessiert sich für uns Pflegekräfte. Es wird getrixt, gepfuscht und manipuliert sodass es den Anschein erweckt als würde alles rundlaufen. Das ist das frustrierende. Die Pflegekräfte geraten alle in Panik sobald es heisst die Heimaufsicht steht vor der Türe. Warum? Ganz einfach, da im Alltag nicht genug Zeit ist um seiner Arbeit Sachgerächt nachzukommen (sei es Hygiene Standards umsetzen oder sei es die Dokumentation), wird in letzter Minute alles mobilisiert um alles in letzter Minute gerade zu Rücken. Weil man eh schon so dermaßen unter Druck steht mit den ganzen Formularen die korrekt ausgefüllt sein müssen, machen wir alles ohne mit der Wimper zu zucken. Ich als Pflegefachkraft habe Überhaupt keine Zeit mehr mich mal mit den Bewohnern zu Unterhalten, geschweige denn die Leute zu pflegen, bzw. auch nochmal die schönen Seiten des Berufes auszuüben.
      Es muss sich gewaltig was tun in der Pflege, sonst sehe ich schwarz.
      Ich habe ehrlich gesagt jetzt nach fast 14 Jahren Pflege die Schnauze gestrichen voll.

      LG Ippchen

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      • #4
        Hallo Ippchen von Dippchen,

        vielen Dank für deinen sehr lange Beitrag, in dem du dir wohl ein bisschen Luft gemacht hast. Ich finde es auf jeden Fall super, dass du dieses sehr schwierige Thema ansprichst und drücke dir die Daumen, dass du die Aufmerksamkeit bekommst, die das Thema auch wirklich verdient hat.

        Beste Grüße
        Alexander

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        • #5
          Hallöle Ippchen,
          auch ich kann deinen Frust verstehen. Die Gutachter stehen „zwischen Baum und Borke“. Manchmal könnte man den Eindruck bekommen, dass sie eine gewisse „Ablehnungsquote“ bei den Anträgen auf die Zuerkennung von Pflegestufen einhalten müssen. Wie gesagt, ist mein ganz persönlicher Eindruck... Aus meiner Verwandtschaft hatte jemand multiplen Krebs und war 88 Jahre alt. Die Pflegedienstleitung der Volkssolidarität war der Meinung, dass ihr die Pflegestufe 2 zusteht, aber selbst der Antrag auf die Pflegestufe 1 wurde abgelehnt. Das eigentlich Traurige ist, dass viele der hilfsbedürftigen Menschen den Weg über den Widerspruch oder gar das Sozialgericht scheuen.
          Das mit den Vorbereitungen auf die Kontrollen hat mir eine Freundin bestätigt, die als Altenpflegerin arbeitet. Kennen wir das nicht irgendwoher? Zu DDR-Zeiten wurde sogar der Beton grün angemalt, wenn sich jemand von der „Obrigkeit“ als Besuch ankündigte. Die Freundin hat übrigens auch die gleichen Probleme aus der Nachtschicht berichtet, wie sie Hans beschrieben hat.
          Und dass die Bürokratie in Deutschland an vielen Stellen überdimensionale „Blüten treibt“, darüber sind wir uns – denke ich – alle einig. MfG JennyB

          PS. Du arbeitest seit 14 Jahren in der Pflege? Hut ab!

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          • #6
            Hallo an alle!
            Mensch, Ippchen, da hast du aber Einiges zu ertragen. Das kommt mir so verdammt bekannt vor. Die Chefs werden immer dreister, weil sie genau wissen, dass man ab einem gewissen Alter „weg vom Fenster“ ist. Ich musste meine Mutter auch in ein Pflegeheim geben, weil wir sie daheim nicht so betreuen können, wie es notwendig wäre. Wir sind heilfroh, dass wir sie in ein Pflegeheim in kirchlicher Trägerschaft haben geben können. Dort sind die Bedingungen – so wie es scheint – noch nicht ganz so krass, wie du sie schilderst. Sie haben dort ganz viele freiwillige Helfer, die mit den alten Leutchen spazieren gehen oder mal mit ihnen einen Spielenachmittag machen. So werden die Altenpfleger wenigstens ein bissel entlastet. Herzliche Grüße Simone

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            • #7
              Ich für meinen Teil vertrete aber nach wie vor die Meinung, dass Streiken (alleine) nicht wirklich was an den Zuständen der Pflegebranche verändern kann... und sich in dieser Hinsicht den Streiks anderer Berufsgruppen wie z.B. den Lokführern zu orientieren halte ich auch für einen großen Fehler! Denn gerade die Streiks, welche von der GDL immer wieder angezettelt werden, zeigen dass man es auch übertreiben kann und am Ende kaum noch Verständnis für sein Handeln aus der Bevölkerung bekommt... gerüchteweise will die GDL mit diesem Dauerstreiken auch nur Zeit schinden, bis sie per Gesetz einerseits wirklich alle Berufsgruppen aus dem Bereich Bahn- und Schienenverkehr vertritt und anderseits auch noch die anderen Gewerkschaften dauerhaft aussticht... wir Pflegekräfte dürfen uns sowas jedoch nicht als Vorbild nehmen; wir müssen es viel mehr schaffen, uns untereinander so zu vernetzen, dass letztlich eine nationale Front entsteht.. Mit dieser nationale Front müssen wir uns dann vor den Augen der Öffentlichkeit klar und strukturiert positionieren und unsere Mitmenschen davon überzeugen, dass unser Anliegen auch in ihrem Sinne steht... denn nahezu jeder Mensch wird über kurz oder lang mal pflegebedürftig sein und ich wage es mal zu behaupten, dass dann jeder eine menschenwürdige Pflege will.. wir müssen Philosophie der Pflege neu definieren, indem wir bewusst auf Dialog setzen... dann müssen wir die Probleme unserer Branche in einer schriftlichen Aufstellung detailliert zusammentragen (mit entsprechenden Lösungsansätzen) und dann damit auf den Staat zu geben und eine enge, transparente Kooperation aushandeln, mit welcher dann an den Problem schrittweise gearbeitet wird

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              • #8
                Andere Länder in der EU gehen gemeinsam auf die Straße um etwas zu erreichen. Nehmen wir mal Belgien zum Beispiel, dort fand vor einigen Wochen ein GENERALSTREIK statt. Viele Menschen aus verschiedenen Branchen gingen Gemeinsam auf die Straße und legten an mehreren Tagen ihre Arbeit nieder, um gegen Die Rente mit 67 zu demonstrieren. Unter anderem waren dort auch Pflegekräfte bei, also warum kriegen wir es nicht hin? Die Belgier haben ihr Ziel erreicht und gehen nach wie vor mit 65 in Rente. Straßen wurden blockiert, der fließende Verkehr wurde aufgehalten und und und. Wir in Deutschland streifen uns MÜLLSÄCKE über und halten Schilder hoch: " Ich bin so wütend, dafür halte ich jetzt mal ein Schild hoch ihr bösen Buben." Wer soll uns da schon ernst nehmen?????
                Traurig!!!!

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                • #9
                  Hallöle an alle,
                  bevor ich auf die Posts eingehe, hier mal ein Link zu den Ergebnissen einer Studie. Sie zeigt, wie dringend die professionellen Altenpfleger benötigt werden, weil die Familien mit der heimischen Pflege an ihre Grenzen stoßen. Dort gibt es sehr interessante Zahlen.
                  http://www.welt.de/politik/deutschla...ngsgrenze.html

                  Ippchen, bei allem Verständnis für deinen Frust muss ich die sagen, dass ich Straßenblockaden nicht für den richtigen Weg halte. Dabei werden immer auch diejenigen mit bestraft, die für die miserablen Zustände gar nichts können. In der Hinsicht stimme ich Pflegeaktivist zu. Gerade der aktuelle Bahnstreik der GDL zeigt doch sehr deutlich, wer am Ende die Leidtragenden solcher Aktionen sind. Vielleicht wäre es ein sinnvoller Ausweg, sich die Gewerkschaft in der Form ins Boot zu holen, dass mal eine Petition an den Bundestag eingereicht wird. Das wäre eine Möglichkeit, in sinnvoller Weise auf den Staat zuzugehen, wie es Pflegeaktivist passend ausgedrückt hat. MfG JennyB

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                  • #10
                    Hi Leute,
                    was Ippchen da berichtet, kann ich nur bestätigen. Ich hätte beinahe mal eine Anzeige kassiert, nur weil ich mich etwas rigoroser gegen einen Bewohner gewehrt habe, der mir an die Wäsche wollte. Seine Tochter ist Rechtsanwältin und wollte ein sattes Schmerzensgeld haben. Bloß gut, dass eine Kollegin dabei war, die bestätigen konnte, was wirklich passiert ist. Angespuckt und getreten worden bin ich auch schon. Nur können wir Altenpfleger von den Bewohnern kein Schmerzensgeld verlangen. Da heißt es dann immer, das wäre Berufsrisiko oder sie kommen an, dass die Bewohner, die sich so benehmen, nicht voll zurechnungsfähig wären.
                    Dass Streiks die Falschen strafen, sehe ich auch so. Die Bewohner und ihre Angehörigen können nichts dafür, dass wir von unseren Chefs oft so getriezt und in vielen Fällen mager bezahlt werden. Das steht in keinem Verhältnis zu den Summen, die beispielsweise in den privaten Pflegeheimen von den Bewohnern zusätzlich zu den Zuschüssen der Pflegekassen bezahlt werden müssen. Hier muss – da stimme ich Pflegeaktivist zu – eine politische Lösung her. Sabine

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                    • #11
                      Hallöle Sabine,
                      solche Sachen habe ich aus meinem Bekanntenkreis auch schon gehört. Das erschreckt mich immer wieder. Wenn die Personalstrukturen in der Altenpflege so gestaltet würden, dass immer zwei Fachkräfte einen Bewohner versorgen (was auch der Gesundheit der Altenpfleger zuträglich wäre), könnte so etwas nicht passieren. Jeder Kassierer im Supermarkt wird videoüberwacht. Gerade in der Kranken- und Altenpflege würde das Sinn machen. … auch im Interesse der Bewohner. Manchmal sind sie nämlich bei medizinischen Notfällen gar nicht mehr in der Lage, mit der Klingel eine/n Pfleger/in zu rufen. Letztlich ließen sich solche Zwischenfälle, wie du sie schilderst, mit Aufzeichnungen im Nachhinein sauber klären. Ich bin definitiv nicht für eine Komplettüberwachung, aber an dieser Stelle würde sie für alle Beteiligten ein höheres Maß an Sicherheit bedeuten. Was denkt ihr darüber? MfG JennyB

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